Das Wetter draußen ist kalt, nass und windig. Da ist es doch normal, dass sich jeder freut, wieder ins warme, gemütliche und trockene Heim zu kommen. Doch was ist das? So warm und gemütlich ist es garnicht zu hause – der Heizkörper fühlt sich kalt an. Ist vielleicht die Heizung defekt oder muss der Heizkörper entlüftet werden?
Nichts der Gleichen ist der Fall, denn aus dem Heizkörper entweicht beim Entlüften keine Luft und der Heizkörper im nächsten Raum läuft – und ist sogar sehr heiß. Das ist ein ganz eindeutiges Zeichen dafür, dass der hydraulische Abgleich des Heizsystems fehlt oder nicht richtig funktioniert.
Der hydraulische Abgleich sorgt dafür, dass innerhalb der Heizanlage jeder Heizkörper auf einen bestimmten Durchfluss von Wasser eingestellt wird. Damit wird jeder Raum genau mit der Wärmemenge versorgt, die zum Erreichen der gewünschten Temperatur benötigt wird.
Welche Abgleichmethoden gibt es?
Dem hydraulischen Abgleich liegt ein Rechenmodell zugrunde, in das mehrere Größen einfließen. Je genauer hierbei die Daten vorliegen, desto besser die Ergebnisse und damit die Verteilung des Heizungswassers. Bei der Berechnung spielt natürlich die Größe des Raumes eine entscheidende Rolle. Weiter sind auch die Wärmeleistung des Heizkörpers und thermische Verluste von Bedeutung. Dazu zählen Faktoren wie Luftaustausch durch Fenster und Türen und Wärmeverlust durch unzureichende Dämmung von Fenstern, Wänden, Decke oder Türen. Solche Messungen können von Heizungsfachbetrieben, Energieberatern und Schornsteinfegern vorgenommen werden.
Alternativ zu diesem aufwendigen, jedoch sehr genauen, Verfahren besteht die Möglichkeit, die Temperatur am Rücklauf der einzelnen Heizkörper zu ermitteln. Auch daraus werden entsprechende Daten ermittelt, um nach Korrektur durch den hydraulischen Abgleich eine nahezu identische Wasserrücklauftemperatur an allen Heizkörpern zu erreichen.
Bei Neubauten ist der hydraulische Abgleich durch gute Planung, Überprüfung und Einstellung bei der Inbetriebnahme der Anlage Standard. Doch auch bei älteren Bauten ist ein späterer hydraulischer Abgleich möglich. Dazu sind Armaturen wie druckgeregelte Vorlaufpumpen oder einstellbare Rücklaufdrosselventile Voraussetzung.
Berater für den hydraulischen Abgleich finden
Wie sieht der hydraulische Abgleich in Theorie und Praxis aus?
Seit dem 1. April 2004 ist es in Deutschland verpflichtend, die Heizlast-, Rohrnetz-, und Heizflächenberechnung eines Hauses von einem Planer durchführen zu lassen. Daher sind Handwerker dazu verpflichtet, Heizanlagen hydraulisch abzugleichen. Der Abgleich ist per Definition dann erreicht, wenn alle Heizkörper den gleichen hydraulischen Widerstand haben. Doch da ergibt sich schon das erste Problem: Das ist nur bei gleichbleibenden Systembedingungen möglich. Das heißt, dass zum Beispiel nicht einzelne Heizkörper abgestellt werden dürfen oder die Pumpenfördermenge nicht schwanken darf. Dieser stationäre Abgleich muss daher angepasst werden. Dazu wird vor allem in modernen Anlagen mit geregeltem Pumpendruck, aber veränderlicher Einzeldurchflussmenge und Wärmeabnahme die maximale Durchflussmenge bei jedem Heizkörper begrenzt.
In der Praxis dienen hierfür Thermostatventile, bei denen der berechnete Durchflusswert eingestellt wird, oder Rücklaufverschraubungen, welche die Durchlaufwiderstände erhöhen. Um solche Feineinstellungen machen zu können, sind spezielle Rücklaufverschraubungen nötig, nicht jene, die allein dem Absperren dienen.
Alternativ stellen auch Heizkörperventile mit integriertem Volumenstromregler eine Lösung dar. Sie werden auf den maximal erforderlichen Volumenstrom des Heizkörpers justiert. Der Wert beruht wieder auf Modellrechnungen mit möglichst genau gemessenen Eingabegrößen, wie sie oben aufgeführt wurden. Wird der Thermostat auf ein solches Heizkörperventil mit Volumenregler montiert, so regelt dieser nur noch die Wassermenge zwischen Null und dem voreingestellten, maximalen Durchlauf. Dieses System arbeitet stabil, grundlegend ist aber für ausreichenden Differenzdruck am Heizkörper zu sorgen. Darunter ist der Unterschied zwischen Vor- und Rücklaufdruck zu verstehen. Ein größerer Differenzdruck (entsteht beispielsweisse durch hohen Vorlaufdruck und niedrigen Rücklaufdruck) bedeutet, dass mehr Wasser durch den Heizkörper fließt.
Mehr Informationen zum hydraulischen Abgleich Ihrer Heizung
Hydraulischer Abgleich in Warmwasserzirkulationsnetzen
Jeder kennt das Problem: Man steht unter der Dusche und muss erst einmal eine Menge Wasser laufen lassen, bis endlich des erwünschte warme Nass die Brause erreicht. Aus diesem Grund wird inzwischen oft ein Zirkulationsnetz für erwärmtes Trinkwasser eingerichtet. Dieses sorgt dafür, dass das warme Wasser permanent zirkuliert und somit nie wirklich abkühlt. Beim Öffnen des Hahnes läuft dann sofort Wasser der gewünschten Temperatur aus der Leitung. Zudem wird damit auch der Legionellenproblematik vorgebeugt. Diese bilden sich schnell in Wasserleitungen, die nicht zirkulieren und rufen beim Menschen eine Entzündung von Atemwegen, Lunge, Niere und sogar Herzinnenwegen hervor.
Ein solches Zirkulationsnetz sollte ebenfalls hydraulisch abgeglichen sein. Dies optimiert den Zweck und spart zudem Energiekosten. Die Bemessung der richtigen Leistungsdimension beruht auf der Zahl der Wohneinheiten im Haus, dem Volumen des Warmwasserbereiters und dem der Rohre. Steigt der Inhalte des Warmwasserbereiters über 400 Liter, so wird von Großanlagen gesprochen. Für diese gilt, dass das Wassernetz immer mit 60 Grad Celsius zu betreiben ist und der Wärmeverlust bis zum erneuten Zyklus maximal 5 Grad betragen darf. Bei Kleinanlagen sind die Regelungen kulanter.