Die Nachtspeicherheizung ist eine Elektroheizung, die seit den 1950er Jahren vermehrt in deutschen Haushalten vorzufinden ist. Grund der Einführung war damals hauptsächlich die sinnvolle Nutzung der Stromüberproduktion in den Nachtstunden. Dafür wurden extra günstige Nachtstromtarife eingeführt, um den Betrieb der Nachtspeicherheizungen einigermaßen wirtschaftlich zu gestalten.
Mittlerweile fällt die Nachtspeicherheizung im Prinzip nur noch durch saftige Nachzahlungen auf der Stromrechnung auf und viele Mieter wünschen sich, dass die alten Relikte der Vergangenheit endlich ausgetauscht werden. Doch sind diese Heizungen wirklich Relikte oder haben Sie vielleicht doch noch eine Daseinsberechtigung? Dieser Fragen gehen wir nach und versuchen anhand der Vor- und Nachteile, der Betriebskosten und der Pläne der Industrie ein Fazit für diese Technologie zu ziehen.
Was ist eine Nachtspeicherheizung?
Der Name ist Programm, denn Nachtspeicherheizung bedeutet nichts anderes, als das in der Nacht Heizleistung gespeichert wird, die am Tag zur Erwärmung des Wohn- oder Gewerberaums genutzt wird. Das Spezielle an der Nachtspeicherheizung ist die Energie, mit der sie betrieben wird. Eine Nachtspeicherheizung funktioniert nicht mit Erdöl, Gas, Kohle oder Holz, sondern hier wird mit Strom geheizt.
Vereinfacht ausgedrückt wird in den Nachtstunden die Nachtspeicherheizung eingeschaltet und darin befindliche Widerstandsheizdrähte elektrisch erwärmt. Diese Heizdrähte geben ihre Wärme an Schamott-Steine ab, die in der Lage sind, Wärmeenergie über mehrere Stunden oder sogar Tage zu speichern und die Wärme langsam an die Umwelt abgeben.
Worauf basiert die Idee der Nachtspeicherheizung?
Zentrale Energieversorger hatten in Deutschland bereits in den 1950er- und 1960er-Jahren ein Problem. Ihre Kohle-Kraftwerke, und später auch die Kernkraftwerke, wurden den am Tag produzierten Strom sehr gut los. In der Nacht jedoch war der Bedarf an elektrischer Energie weit geringer. Ein großes Kraftwerk lässt sich jedoch nicht einfach abschalten oder herunterfahren. Die Stromproduktion und die Kosten laufen weiter, auch wenn viel weniger Abnehmer da sind.
Um hier einen neuen Absatzmarkt zu erhalten, wurde die Idee der Nachtspeicherheizung entwickelt. Dazu bieten die Energieversorger einen vergünstigten Stromtarif für die Nachtzeiten an, um den Einsatz von Nachtspeicherheizungen rentabel zu machen. Auch die Länder und die Bundesregierung stiegen in den ersten Jahrzehnten mit Förderprogrammen ein, um Nachtspeicherheizungen populär zu machen.
Bis zur ersten Ölkrise im Jahr 1973 funktionierte die Idee auch durchaus, denn die Kraftwerksbetreiber gaben mittels verbilligter Nachtstromtarife Energie weiter, die sie so oder so produzieren mussten und sonst nicht loswurden. In der Folgezeit stiegen jedoch die Kosten der elektrischen Energie aufgrund steigender Ölpreise und einer immer stärker anwachsenden Industrie und der bisherige Vorteil der Nachtspeicherheizungen gegenüber anderen Heizformen verkehrte sich in einen Nachteil.
Heutige Anbieter von Nachtstromtarifen für Nachtspeicherheizungen beziehen ihren günstigeren Preis über verbilligte Netznutzungsentgelte, die mit durchschnittlich 2 Cent pro kW/h nur etwa 1 Drittel des herkömmlichen Netznutzungsentgeltes betragen. Es sind also nicht mehr die Kraftwerksbetreiber, sondern die Netzbetreiber, die den verbilligten Strom für die Nachtspeicherheizungen bereitstellen.
Was sind die Vor- und Nachteile von Nachtspeicherheizungen?
Die Vorteile machen diese Form der Gebäude- oder Wohnraumerwärmung auf den ersten Blick durchaus sympathisch:
- Anschaffung, Installation und Inbetriebnahme einer Nachtspeicherheizung sind im Verhältnis zu anderen Heizformen günstig.
- Nachtspeicherheizungen sind sehr wartungsarm und auch der Schornsteinfeger kann sich den Weg sparen.
- Die Nachtspeicherheizung braucht außer für den Heizkörper selbst keinen Platz. Weder ein gesonderter Heizraum noch ein Brennstofflager sind notwendig und es müssen auch keine Rohre verlegt werden. Lediglich die Elektro-Anschlüsse für diese Elektroheizung werden benötigt.
- Möglichkeit der Nutzung eines günstigen Nachtstromtarifs
Die Nachteile, die Nachtspeicherheizungen mit sich bringen, sind leider nicht einfach von der Hand zu weisen:
- Sehr hohe Betriebskosten im Verhältnis zu anderen Heizformen. Gerade wenn der Nachtstromtarif nicht zur Verfügung steht, beträgt etwa der Unterschied zwischen Nachtspeicherheizung und einer Gasheizung bis zu 20 Cent pro kW/h.
- Hoher Energieverlust, auch wenn die Wärmeenergie nicht benötigt wird. Die Schamottsteine in den Nachtspeicherheizungen geben auch dann Wärme ab, wenn das Gebläse in der Heizung abgeschaltet ist.
- Zu anderen Energieträgern besitzt das Heizen mittels einer Nachtspeicherheizung einen sehr geringen Wirkungsgrad, was hauptsächlich durch die Leitungsverluste im Stromnetz verursacht wird. Nur 40% der primär erzeugten Energie kommt beim Verbraucher an. Das wirkt sich natürlich sehr negativ auf die CO2-Bilanz der Nachtspeicherheizung aus.
- Eine Nachtspeicherheizung ist bei der Bereitstellung der Wärmeenergie sehr unflexibel beziehungsweise gibt im Prinzip ständig Wärme ab. Sie kann nicht zu 100% abgeschaltet werden und wenn doch, benötigen kalte Nachtspeicherheizungen recht lange, um den Wärmepuffer wieder aufzubauen.
- Es gehen auch gewisse Gefahren von den Nachtspeicherheizungen aus. Sie werden mitunter so heiß, dass Verbrennungen möglich sind und durch das eingebaute Gebläse werden Staub und Schmutz in erhöhtem Maße aufgewirbelt. Der aufgewirbelte Staub und Schmutz ist natürlich sehr schlecht für Allergiker.
Auch wenn die Anschaffungskosten einer Nachtspeicherheizung sehr gering sind und sie sehr wenig Platz benötigt, die Nachteile wiegen schwer. Besonders schwerwiegend sind hier mittlerweile die hohen Betriebskosten, die deutlich höher sind als bei Zentralheizungen, die mit Erdgas oder Heizöl betrieben werden. Weiterhin ist es bei den angestrebten Klimazielen der Bundesregierung ein Unding, eine veraltete Heiztechnik einzusetzen, bei der nur 40% der erzeugten Primärenergie genutzt wird.
Trotzdem ist die Nachtspeicherheizung noch in vielen Mietwohnungen Deutschlands in Betrieb.
Wo wird die Nachtspeicherheizung eingesetzt und was verbraucht sie?
Rund 1,5 Millionen Haushalte in Deutschland verfügen noch über Nachtspeicherheizungen, wobei dies zum überwiegenden Teil Mietwohnungen sind. Der Vorteil liegt hier für den Wohnungseigentümer auf der Hand. Geringe Installationskosten beim Einbau und die Heizkosten trägt der Mieter. Gerade in den Ballungsgebieten mit Wohnraummangel akzeptieren die Mieter eher gezwungenermaßen diese Heizform.
Im Durchschnitt liegen die Heizkosten mit Nachtspeicherheizungen für ein 150-qm-Einfamilienhaus bei fast 4000 Euro pro Jahr. Heizt man sein Haus mit Heizöl oder Erdgas, liegen die Kosten gut 50 % darunter. Auch bei einer 70-m²-Mietwohnung sind die Unterschiede ähnlich. Wird die Wohnung mit einer Nachtspeicherheizung beheizt, muss der Mieter um die 1800 Euro an Heizkosten bezahlen. Wird die Wohnung hingegen mit einer Gasetagenheizung beheizt, fallen nur ca. 800 Euro an.
Für Eigenheimbesitzer ist diese Art der Heiztechnik also ziemlich ungünstig und deshalb findet man die Nachtspeicherheizung eigentlich auch nur noch in Mietwohnungen vor. Hier profitiert der Eigentümer/Vermieter nämlich gleich doppelt. Einmal von den günstigen Anschaffungskosten und die Heizkosten bezahlt auch nicht er, sondern der Mieter. Diese Betriebskosten sind, wie oben geschrieben, nicht gerade niedrig und die Stromrechnung vieler Mieter mit Nachtspeicherheizungen, fallen dementsprechend hoch aus. Doch als Mieter können und sollten Sie die Betriebskosten so gering wie möglich halten und sich umfassend mit den Strompreisen der verschiedenen Anbieter befassen. Eine erste Anlaufstation kann hier z.B. die Website http://www.stromvergleich-ratgeber.org/ sein.
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Was sagt der Gesetzgeber zur Nachtspeicherheizung?
Im Jahr 2009 erließ die Bundesregierung ein Verbot für den Betrieb von Nachtspeicherheizungen die vor 1990 installiert worden waren. Dieses Verbot sollte ab dem Jahr 2019 gelten und auch alle Geräte die nach 1990 angeschlossenen worden sind, sollten nur noch maximal 30 Jahre laufen dürfen. Sieht man sich die oben aufgezählten Nachteile an und behält die angesprochenen Klimaschutzziele der Bundesregierung im Hinterkopf, ist das eigentlich ein logisches und auch völlig richtiges Verbot. Vier Jahre später wurde dieses Verbot jedoch wieder aufgehoben.
Begründet wird die Aufhebung des Verbots damit, dass die starken Schwankungen in der Stromproduktion mit den Nachtspeicherheizungen besser ausgeglichen werden können. Gerade in Zeiten der Energiewende gibt es bei starkem Wind oder starkem Sonnenschein ein Überangebot und Elektroheizungen können auch weiterhin sehr gut als Speicher bei Überkapazitäten genutzt werden. Um diese Aufgabe zu erfüllen, müssen die Nachtspeicherheizungen aber mit modernster Regeltechnik nachgerüstet werden. Ob diese Nachrüstung bei allen Modellen möglich ist, steht noch in den Sternen, denn die Technologie hat noch keine Produktionsreife erlangt. Auch ob der Betrieb zukünftig günstiger werden wird, steht noch in den Sternen.
Letztendlich sollen die Nachtspeicherheizungen den gleichen Job erfüllen, für den Sie schon immer eingesetzt worden sind. Jedoch ist das neue Verfahren etwas kompliziert und wirft noch einige Fragen auf. Einige dieser Fragen werden aber kompetent in einem interessanten Artikel auf der Website von N-TV geklärt.
Fazit
Die Idee, den bei Wind und Solar auftretenden Schwankungen in der Form entgegenzutreten, das hierfür bei Überschüssen die Nachtspeicherheizungen als Speicher dienen könnten, hört sich in der Theorie gut an. In der Praxis jedoch wird dazu eine völlig neue Steuerung der Nachtspeicherheizung benötigt, die zum einen noch gar nicht vollständig entwickelt ist und zum anderen bei vielen der Nachtspeicherheizungen nicht nachgerüstet werden kann
Außerdem bestehen bereits jetzt schon andere Wärme- und Energiespeicher, die den gleichen Job übernehmen können. Wozu also in eine veraltete Technik investieren? Die Nachtspeicherheizung ist ein Relikt der Vergangenheit und sollte begraben werden.